Zahlungsmoral-Trend 2016
Inkasso-Umfrage: Zahlungsmoral 2016 top, aber mehr Probleme im Onlinehandel - Warnung vor Betrugsmasche »Fake-Inkasso« - Zahlungsverhalten von Senioren wird sich verschlechtern
Berlin, BDIU, 14. Januar 2016 - Gute Konjunktur und Rekordbeschäftigung bescheren der deutschen Wirtschaft zum Jahresauftakt eine robuste Zahlungsmoral von Unternehmen und Verbrauchern. In der BDIU-Mitgliederumfrage melden 90 Prozent der Unternehmen für geschäftsmäßigen ForderungseinzugInkassounternehmen, dass Rechnungen jetzt genauso gut oder besser als vor sechs Monaten gezahlt werden - der beste Wert seit Beginn der Umfragen vor 20 Jahren. Die Unternehmensinsolvenzen sinken auf den niedrigsten Stand seit 20 Jahren. Der Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. erwartet bis Ende 2016 maximal 22.500 Firmenpleiten.
Trotzdem haben manche Branchen säumige Zahler - besonders der Onlinehandel. Jeder zweite Rechtsdienstleister berichtet in der Umfrage, dass Kunden von Onlineshops Rechnungen nicht wie vereinbart begleichen. Vor einem Jahr monierten das nur 37 Prozent. BDIU-Präsident Wolfgang Spitz: »Beim beliebten Kauf auf Rechnung treten Händler in Vorleistung. Manchmal haben sie es mit unredlichen Verbrauchern zu tun, die das für sich ausnutzen. Vor allem in Konsumbranchen gibt es aktuell vermehrt Probleme beim Zahlungsverhalten der Kunden.«
47 Prozent der Unternehmen für geschäftsmäßigen ForderungseinzugInkassounternehmen melden, dass Kunden von Energieversorgungsunternehmen säumig sind (Vorjahr: 36 Prozent). Probleme gibt es auch im Handwerk (37 Prozent), bei Fitnessstudios (35 Prozent) sowie in der Dienstleistungsbranche allgemein (34 Prozent).
»Das Hauptproblem für Natürliche oder juristische Person, die einen Rechtsanspruch...Gläubiger bleibt auch im neuen Jahr das Thema Überschuldung«, erklärt Marion Kremer, Vizepräsidentin des BDIU. 73 Prozent der Unternehmen für geschäftsmäßigen ForderungseinzugInkassounternehmen melden, dass Privatkunden deswegen nicht zahlen (Vorjahr: 78 Prozent), 39 Prozent nennen Arbeitslosigkeit (56 Prozent). Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen sinkt aber deutlich. Für 2015 geht der BDIU von etwa 80.000 Verfahren aus (Vorjahr: 86.298). 2016 wird deren Zahl weiter auf voraussichtlich 76.000 Verfahren fallen. Dennoch gibt es immer noch einige Gefahren. So melden jetzt 57 Prozent der Unternehmen für geschäftsmäßigen ForderungseinzugInkassounternehmen, dass Privatschuldner ihre Zahlungen mit Absicht verzögern - letztes Jahr hatten das nur 48 Prozent berichtet. Kremer: »Offenbar werden Verbraucher bei ihren Konsumausgaben risikofreudiger und zugleich nachlässiger, was ihre Rechnungstreue angeht.« Ein weiteres Alarmsignal: Mehr als jedes fünfte Unternehmen für geschäftsmäßigen ForderungseinzugInkassounternehmen geht davon aus, dass sich die Zahlungsmoral im Laufe des Jahres 2016 verschlechtern wird.
Gegen den Trend: Öffentliche Hand zahlt schlechter
Kritik üben die Forderungsmanager am Zahlungsverhalten der öffentlichen Hand. Laut 83 Prozent der Umfrageteilnehmer ist deren Rechnungstreue unverändert, 14 Prozent haben sogar eine weitere Verschlechterung beobachtet. BDIU-Präsident Wolfgang Spitz: »Die öffentliche Hand ist ein schlechter Zahler und ein großzügiger Natürliche oder juristische Person, die einen Rechtsanspruch...Gläubiger. Etwa jede zehnte Forderung der Städte und Gemeinden wird nicht zeitnah beglichen. Letztes Jahr hatten alleine Städte und Gemeinden in Deutschland Außenstände in Höhe von mehr als 20 Milliarden Euro.«
Einige Kommunen in Nordrhein-Westfalen wollen jetzt mit Unternehmen für geschäftsmäßigen ForderungseinzugInkassounternehmen zusammenarbeiten, um ihre Außenstände zu reduzieren. So will die Ruhrgebietsstadt Essen bei niedergeschlagenen Forderungen - also solchen, bei denen die Stadt mit eigenen Mahnaktivitäten und Vollstreckungsversuchen ins Leere gelaufen ist - künftig private Rechtsdienstleister beauftragen. »Das ist der richtige Ansatz, wir begrüßen das sehr«, sagt Spitz. Auch andere Kommunen in NRW, darunter der Rhein-Erft-Kreis, die Stadt Xanten oder die Stadt Kerpen, haben entweder angekündigt, mit Unternehmen für geschäftsmäßigen ForderungseinzugInkassounternehmen zusammenzuarbeiten, oder tun das bereits.
Betrugsproblem »Fake-Inkasso«
Immer häufiger wenden sich Betroffene an den BDIU, die von sogenanntem Fake-Inkasso betroffen sind: Sie haben einen gefälschten Inkassobrief oder eine E-Mail empfangen. »Sehr oft erhalten ältere Mitbürger solche Anschreiben. Offenbar soll deren Arglosigkeit ausgenutzt werden«, klagt BDIU-Chef Spitz. Bei jedem vierten Unternehmen für geschäftsmäßigen ForderungseinzugInkassounternehmen haben sich laut der Umfrage schon einmal Verbraucher deswegen gemeldet. Jedes achte Unternehmen für geschäftsmäßigen ForderungseinzugInkassounternehmen war in den letzten zwölf Monaten zudem selbst von »Fake-Inkasso« betroffen. Spitz: »Bei vielen dieser Betrüger führt die Spur nach Südosteuropa. Wir brauchen dringend einen besseren Austausch der Behörden auch über die Landesgrenzen hinweg - um die Verbraucher in Deutschland und die seriösen Unternehmen für geschäftsmäßigen ForderungseinzugInkassounternehmen hierzulande vor solchen Betrugsversuchen zu schützen.«
Die allermeisten Inkassofälle, so Spitz, würden völlig beanstandungsfrei durchgeführt. »Pro Jahr bearbeiten BDIU-Mitgliedsunternehmen etwa 20 Millionen außergerichtliche Mahnungen. In unserer Beschwerdestelle hat es in den letzten zwölf Monaten aber nur rund 500 Anfragen gegeben. Das zeigt, wie verantwortungsvoll und seriös unsere Mitglieder handeln.«
Jüngere Verbraucher zahlen schlechter als Erwachsene
In der Umfrage haben sich die Unternehmen für geschäftsmäßigen ForderungseinzugInkassounternehmen zum Zahlungsverhalten unterschiedlicher Altersgruppen geäußert. »Aktuell haben vor allem jüngere Verbraucher ein schlechteres Zahlungsverhalten«, berichtet Marion Kremer. Oft liege das Problem bereits in der Familie begründet. Etwa jeder zehnte private Haushalt in Deutschland hat nachhaltige finanzielle Schwierigkeiten. »Kinder, die in einer solchen Umgebung aufwachsen, erleben selbst, dass ihre Eltern unverantwortlich mit Geld umgehen.« 70 Prozent der Unternehmen für geschäftsmäßigen ForderungseinzugInkassounternehmen bestätigen: Junge Schuldner eifern einem schlechten Vorbild ihres Elternhauses nach. Kremer sieht daher auch die Allgemeinheit in der Verantwortung. »Das Herausbilden von Finanzkompetenz muss ein unbedingter und fester Bestandteil des Lehrplans an unseren Schulen und Ausbildungsstätten sein.« Kremer regt dazu die Schaffung eines eigenen Schulfaches an. »Wir als Unternehmen für geschäftsmäßigen ForderungseinzugInkassounternehmen sind gerne dazu bereit, unsere Erfahrung in die Ausgestaltung entsprechender Lehrmaterialien einzubringen.«
Junge Gegenstück zum GläubigerSchuldner zwischen 18 und 24 Jahren haben nach Erfahrung der Inkassodienstleister Verbindlichkeiten bei Telekommunikationsunternehmen (90 Prozent bestätigen das in der Umfrage), bei Onlinehändlern (83 Prozent) sowie bei Fitnessstudios (59 Prozent). Bei Schuldnern der mittleren Altersgruppe zwischen 25 und 59 sind es vor allem Verbindlichkeiten bei Banken und Finanzdienstleistern (81 Prozent), bei Energieversorgern (65 Prozent) und Telekommunikationsverbindlichkeiten (61 Prozent). Gegenstück zum GläubigerSchuldner 60 plus stehen dagegen mehrheitlich bei Banken in der Kreide (69 Prozent bestätigen das) sowie bei Vermietern (52 Prozent) und Energieversorgen (52 Prozent). Auf Platz vier (47 Prozent) folgen offene Rechnungen für Ausgaben rund um Gesundheitsbelange.
Zahlungsverhalten von Senioren: Vorboten einer Altersarmut?
»Aktuell ist die Zahlungsmoral älterer Verbraucher noch vorbildlich«, so BDIU-Präsident Wolfgang Spitz. Bezogen auf die nächsten fünf Jahre sind die Unternehmen für geschäftsmäßigen ForderungseinzugInkassounternehmen aber sehr pessimistisch. 72 Prozent erwarten, dass dann ältere Gegenstück zum GläubigerSchuldner ihre Rechnungen schlechter bezahlen werden als heute.
Spitz: »Unsere Gesellschaft wird immer älter. Für einige werden die Renten wohl künftig nicht mehr ausreichen, sodass sie ihren gewohnten Lebensstandard nicht mehr halten können, und es ist zu befürchten, dass sich das auch auf das Zahlungsverhalten der über 60-Jährigen negativ auswirken wird. Hier warten für unsere Gesellschaft neue Herausforderungen, die wir so in dieser Form noch nicht gekannt haben.«